Die sagenumwobene Steppe Bessarabiens
Die sagenumwobene Steppe in Bessarabien. Mit Vortrag, Film und Musik aus Bessarabien, in Verden Aller. Magisch, mystisch, geheimnisvoll, unfassbar schön!
Erinnerungskultur Bessarabien.
Die sagenumwobene Steppe in Bessarabien. Mit Vortrag, Film und Musik aus Bessarabien, in Verden Aller. Magisch, mystisch, geheimnisvoll, unfassbar schön!
Erinnerungskultur Bessarabien.
Eine Sünde an Gottes-Wort, war der Machtmissbrauch mit Bedrohungen um seines eigenen Vorteils willens. Ein weitere die Verschwendungssucht, welche zur Entrechtung der Person führte. Auch gebot ihnen das Gottes-Wort aus ihrer Bibel, ihrem Nächsten in seiner Not beizustehen, ihm zu helfen sein Vermögen zu erhalten und zu vermehren. Einer für alle, alle für einen. Diese Grundwerte bewahrten ihr Gemeinschaftswesen vor dem Verfall und schützte die Verletzlichsten in der Fremde. War die eigene Arbeit getan, so half man ganz selbstverständlich seinem Nächsten. Ganz in diesem Sinne, sorgten sie auch für ihre Witwen, Waisen und Kranken. Zum Schutze elternloser Kinder setzte die Gemeinde einen Pfleger für ihre Vermögensverwaltung ein. Ebenso solidarisch verhielt sich die gesamte Gemeinde bei Ausbruch eines Feuers. Diese half nicht nur beim Löschen, sondern auch beim Wiederaufbau des geschädigten Eigentums. Selbst die Kosten für die Wiederherstellung des entstandenen Schadens, wurde von der Gemeinschaft getragen. Dennoch war ihr Leben nicht nur von Arbeit und Beten geprägt. Großes Vergnügen und immer eine willkommene Abwechslung an langen Winterabenden oder an den Sonn- und Feiertagen, waren ihre geselligen Zusammenkünfte in ihren Häusern. Mehrstimmiger Gesang und erbauliche Unterhaltungen bestärkten und ermutigten sie.
Nächstenliebe
Das gelebte „Gottes-Wort“ führte in Bessarabien zu einem Sozialwesen, das seinesgleichen suchte! So war gastfreie Nächstenliebe nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern eine gelebte Selbstverständlichkeit. In Not geratene Mitmenschen, auch anderer Nationalität, wurden wie enge Verwandte in ihren Häusern aufgenommen, bewirtet und beherbergt. Mit ihrer aus dem Großdeutschen Reich mitgebrachten Bibel, legten die Einwanderer auf Einladung der Zarin Katharina der Großen und ihres Enkels Zar Alexander I. zur Besiedlung nach Russland, den Grundstein für ein nach christlichen Richtlinien funktionierendes Sozialleben. Das Gottes-Wort trug die bessarabiendeutschen Kolonien über fünf Generationen, durch alle Höhen und Tiefen. Das Gottes-Wort beherrschte ihr Denken, ihre Weltanschauung und prägte ihren Charakter.
Gegenwärtig sehen wir die Erde mit ihren Menschen in großen Nöten. Über eine Covit-Pandemie, ab dem Jahre 2019, stürzte die Welt bis heute im Jahre 2022, in eine tiefe Krise. Die Menschheit ist ratlos! Eine kontinuierliche Werte-Anpassung an unsere neuen Lebensumstände, durch die in der Pandemie gewonnenen Erfahrungen, ist für eine zukünftige Normalität von Nöten. Insbesondere in unserer nordwestlichen Welt! Ein Wandel mit den richtigen Lehren – in eine umgestaltete Zukunft nach der Pandemie- Welt-Krise, ist für den Erhalt unseres Planeten Erde mit seiner Menschheit, unumgänglich!
24. Februar 2022: Russischer Angriffskrieg auf die Ukraine
Gott schütze die Ukraine. Siehe Link. https://bessarabien.blog/bessarabien-1916
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Bessarabien. (Teil 1) wort-gottes. Die Einwanderer aus dem großdeutschen Reich waren stets eng mit dem „Wort Gottes“ verbunden. In dem Lebenslauf meines Vorfahren Johann Adam Kuch, geb. am 23. November 1798 in Entringen Baden Württemberg, beschreibt er seine Kindheit und den Weg seiner Einwanderung über Polen nach Bessarabien. Von fünf Generationen aufbewahrt und weitergereicht, befinden sich heute seine Aufzeichnungen in meinen Händen. Von frommen Wünschen über ein Leben in der Gemeinschaft Gottes wurde er und seine bessarabiendeutschen Brüder und Schwestern vom „Heiligen Geist“ geführt. Siehe: https://www.bessarabien.blog/bessarabien-1916/
Über allen christlichen Gemeinschaften der Bessarabiendeutschen, schwebte der Geist Gottes und entwickelte sich zum Segen über diese Menschen. Mit großer Klarheit machten sie sich an das Werk. Nach dem „wort-gottes“ „ihrer Überzeugung“, organisierten sie sich in völliger Freiheit ihrer russischen Regierung.
So durfte niemand aus ihren Gemeinden den Gottesdiensten fernbleiben. An Sonn- und Feiertagen, nachmittags und abends – sowie an den Mittwoch- und Samstagabenden, wurde „Stunde“ abgehalten. Ganz besonders großen Wert legten sie auf eine Ihnen gemäße christliche Erziehung ihrer Kinder. In ihren Kirchenschulen diente anfänglich allein ihre Bibel , das einzige Lesebuch, als ihre Fibel.
Es war ihnen ein Anliegen, gute Christen, im „Wort Gottes“ zu schulen und zu unterrichten. In den Anfängen lehrten sie vorrangig Religion. Den ganzen Katechismus, ein Übermaß an Bibelsprüchen und Kirchenliedern, dieses alles musste von den Kindern auswendig gelernt werden. Zucht und Ordnung war ihr oberstes Gebot und das „wort-gottes“, das Maß aller Dinge in ihrem gesamten kirchlichen und bürgerlichen Leben. In ihrer Nachfolge Christi eiferten die Kolonisten mit großer Ernsthaftigkeit. Dadurch herrschte ein hohes Maß an Ehrlichkeit in ihren Kolonien- und nur ein geringes Maß an Verfehlungen waren durch diesen Zustand in ihren Gemeinden zu beklagen. Das „deutsche Wort“ der bessarabiendeutschen Bevölkerung, wurde von den anderen Völkerschaften in Bessarabien hoch geachtet. Mit einem Handschlag auf dieses „Deutsche Wort“, besiegelten sie auf den Märkten ihre Verkaufsabschlüsse.
Kam es zu Verfehlungen in den deutschen Kolonien, waren hohe Bestrafungen unumgänglich. Dazu gehörten zum Beispiel: Diebstahl, Unehrlichkeit, Alkoholsucht, Faulheit, Ehebruch und sittliche Vergehen. Bei Nichtachtung des dritten Gebotes „du sollst den Feiertag heiligen“, drohten empfindliche Strafen. Deshalb war auch das Tanzen an Sonn- und Feiertagen verboten. Du sollst nicht Ehebrechen -„das sechste Gebot“- wurde bei einem Vergehen mit hohen Geldstrafen belegt. Eine daraus erfolgte Trauung wurde ohne Schleier und Blumenschmuck vollzogen. Ihre kirchliche Ordnung und Lehre, wurde mit großer Genauigkeit in allen Gemeinden betrieben.
Eine Sündenbank, die sogenannte „Schwarze Bank“ befand sich ganz vorn im Altarraum ihrer Kirchen. Diese dort stehende, verbreitete bei den Gläubigen stets Unbehagen. Nach Übertretungen gleich welcher Art, mussten die Angeklagten m/w/d mit dem Gesicht zur Gemeinde gewandt, auf dieser Bank Platz nehmen. Mit einem großen Transparent vor der Brust, auf welchem ihre Verfehlung in großen Lettern geschrieben stand, verbüßten sie in großer Scham, an einem oder mehreren sonntäglichen Gottesdiensten, ihre Strafe. Alle Augen waren auf den Übeltäter vorn auf der Sündenbank gerichtet. Zudem wurde auch noch während der Messe die Verfehlung öffentlich geschildert. So geschah dieses, zur Warnung an alle, mit großem Erfolg.
In seiner Eigenschaft als Bundesvorsitzender der Bessarabiendeutschen Landsmannschaft, über mehr als zwei Jahrzehnte- und darüber hinaus bis zu seinem Tode, war seine Schaffenskraft für Bessarabien als Brückenbauer ungebremst. Heilbringend setzte sich Edwin Kelm für Bedürftige und insbesondere für Kinder ein. Er sanierte in Bessarabien Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, und widmete sich dem Kirchenbau wie in Akkerman, Albota und Sarata.
Eine bedeutende Hinterlassenschafte ist das „für alle Freunde Bessarabiens“, heutige interaktive „Dorf- und Bauernmuseum in Friedenstal“. Für diesen gelungenen Nachlass erwarb Dr. h.c. Edwin Kelm das Bauernhaus seines Großvaters um es für die Nachwelt als Museum auszubauen und zu erhalten.
Für den Wiederaufbau der ältesten im klassizistischen Stil erbauten Kirche in Sarata von 1843, erkämpfte er in den 1990er Jahren die Genehmigung für den Wiederaufbau. Mit Herzblut trieb er dieses Projekt voran. Dieses heutige Kulturdenkmal konnte er nach nur zwölf Monaten Bautätigkeit abschließen. Wie einst in alter Pracht ließ er den „Dom in der Steppe“ erstrahlen. Das Gotteshaus in Sarata ist heute für Gottesdienste der dort lebenden Bevölkerung und für alle Freunde Bessarabiens zugänglich.
Während seiner fünfzigjährigen aktiven touristischen Tätigkeit für Bessarabien, leistete Dr. h.c. Edwin Kelm unermüdliche Pionierarbeit. Seiner Person verdanken wir die touristische Erschließung Bessarabiens. Im Rahmen der Völkerverständigung führte der gebürtige Friedenstaler tausende Touristen aus der Bundesrepublik Deutschland und dem Ausland in ihre Heimatdörfer. Aus Altersgründen verabschiedete sich Herr Dr. h.c. Edwin Kelm im Jahre 2019 aus dem aktiven Reisegeschäft.
Über Bessarabien hinaus bezeichnen weitere Anerkennungen, Ehrungen und Ehrenämter seinen besonderen Lebensweg. Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande 1983; Inhaber des Kronenkreuzes in Gold seit 2001; Erhalt der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Sarata, die Verleihung des Ehrendoktortitels in Chisinau im Jahre 2001 und vieles mehr. In seinem Heimatort Möglingen engagierte sich der Verstorbene als Kommunalpolitiker und mehrfach in der Landessynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Mit einer offenen Ehrlichkeit trat er seinen Mitmenschen stets entgegen. Diese Offenheit konnte durchaus verletzend sein. Wurde er darauf hingewiesen, hatte er durchaus die Stärke sich zu entschuldigen.
Wie dieser Sonnenuntergang „Am Schwarzen Meer“, endete der Mythos Bessarabien mit „Edwin Kelm“. Freunde Bessarabiens trauern um eine außergewöhnliche Persönlichkeit und verneigen sich vor einem großen willens- und durchsetzungsstarken Bessarabier – mit Herz und Verstand.
Möge er bei Gott in Frieden ruhen.
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Bessarabienreise-zu-unseren-Vorfahren
Bessarabiendeutsche Kolonie Wittenberg
Rathaus Wittenberg
Von sanften Hügeln umgeben, nahe der heutigen Grenze zu Moldawien, liegt die bessarabiendeutsche Kolonie Wittenberg. In einer einst baumlosen Steppe kamen im Herbst des Jahres 1814 einhundertachtunddreißig Familien in das breite Kirgischtal. Schutzlos und den Naturgewalten des nahenden Winters ausgesetzt, fanden sie vorübergehende Unterkunft in den Moldauischen Dörfern.
Erst nach überstandenem Winter und
Fertigstellung ihrer ausgehobenen Erdhütten, fanden sich die fast ausschließlich aus Württemberg stammenden Familien, im Jahre 1815 in ,,Wittenberg“ wieder. Versuche, die Kolonie in „Mariental“ oder Württemberg umzubenennen scheiterten. Nur im Volksmund der Bessarabiendeutschen wurde die Kolonie unter dem Namen Wittenberg geführt und nicht unter der offiziellen Bezeichnung durch das Fürsorgekomitee „Malojaroslawez“ (russ). Die Gemarkung „Wittenberg“, erstreckte sich auf über 9000 Hektar Siedlungsland. Somit fielen an eine jede dieser 138 Familien 65 Hektar Land zur eigenen Bewirtschaftung.
Defizite in allen Bereichen
Anfänglich fehlte es an geeignetem Zugvieh, Wagen, Pflügen, Handgerätschaften, Getreide und mehr. Beginnend mit der Schafzucht und dem Getreideanbau entwickelte sich die Bessarabiendeutsche Kolonie Wittenberg vorerst langsam. Vorsichtig tasteten sich die Schwaben an den Wein- und Obstanbau heran. Erst nachdem sie gute Erfahrungen gemacht hatten, legten sie an ihren Hügeln erfolgreich Weinberge an.
Militärische Einquartierung
Die Hauptstraßen von Chisinew, Ismail und Bender nach Reni kreuzten bei Wittenberg. Durch diese geografische Lage hatte Wittenberg mehr als andere Gemeinden unter militärischer Einquartierung durchziehender Truppen zu leiden. Insbesondere in den Jahren 1829/30 während des russisch-türkischen Krieges und in den Jahren 1877/78. Durchlaufende Militär Truppen nahmen ihnen ihre Vorspanne für kriegerische Auseinandersetzungen und die wiederum heimkehrenden Soldaten brachten Epidemien in ihre Kolonie. Ungeachtet jedweder Entschädigung verzehrten die Truppen während ihrer Wintereinquartierungen alle Vorräte an Futter und Lebensmitteln. Zu dieser befindlichen Notlage der Bevölkerung grassierte 1829 auch noch eine schwere Viehseuche. Viele der Bauern verloren dadurch ihren ganzen Viehbestand!
Beistand und Hilfe, Hoffnung und Kraft erfuhr die Gemeinschaft allein im Glauben an Gott und Jesus Christus. Dieser Glaube verlieh ihnen Trost und Stärke. Er verhalf der Gemeinde trotz unsäglicher Nöte und Entbehrungen nicht aufzugeben.
1869: Einweihung ihres Gotteshauses
Gott zur Ehre bauten sie ein großes Gotteshaus. Das Kirchenschiff bot Raum für 800 Personen. Weit sichtbar ragte die 30 Meter hohe Kirchturmspitze. Nach dreijähriger Bauzeit erfolgte die Einweihung im Jahre 1869.
Nach anfänglich erteiltem Schulunterricht, in ihren Bauernhäusern, errichtete die Gemeinde Wittenberg im Jahre 1819, das erste Schulhaus. Doch schon im Jahre 1842 wurde dieses durch ein neues an anderer Stelle, Schmelzwasser geschützt ersetzt. Aber auch dieses musste, durch die anwachsende Schülerzahl nach vier Jahrzehnten, einem größeren und zweigeschossigen Gebäude weichen.
Durch baldigen Landmangel in ihrer Gemeinde, suchten junge Familien ihr Glück in umliegenden Kolonien und Tochtergemeinden. So waren Wittenberger fast ausnahmslos an der Gründung der Gemeinde Albota beteiligt. Aber viele zogen auch in die Gemeinden Wischniowka und Alexandrowka.
Ein wirtschaftliches Vorankommen entdeckten die Wittenberger in ihrem Handwerk. Insbesondere widmeten sie sich sehr erfolgreich dem Wagenbau. Allein dreiunddreißig Schmieden betrieben hier den Wagenbau und beherrschten diesbezüglich auch den Marktbetrieb in Ceader-Lunga. Nicht nur in den Bulgarendörfern fanden ihre Wagen reißenden Absatz. Allein vier Kolonialwarenhändler, fünf Tischler, Sattler und eine modernisierte Mühle belebten den örtlichen Handel der Gemeinde.
Spürbarer Kolonistengeist in der Schwarzmeer-Erde
Viele der ehemaligen bessarabiendeutschen Häuser in Wittenberg sind heute nicht mehr vorhanden oder dem Verfall preisgegeben. Dennoch ist immer noch der prägende „Bessarabiendeutsche Kolonisten-Geist“ in der Schwarzmeer-Erde spürbar. Heute leben in Wittenberg überwiegend Moldauer. Daneben auch Gagausen und andere Gruppen.
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Die Entwicklung in den bessarabiendeutschen Gemarkungen
wurden vorrangig durch ihre geschlossene Siedlungsweise und eigene Lebensform geprägt. Ihre mitgebrachten Traditionen, Brauchtum, Sitte und Religiosität bildeten das Fundament in dem „Vielvölkerstatt Russland“. In besonderer Weise standen diese herausragenden Tugenden für eine gelingende Zukunft des Bessarabiendeutschen. Nach ihrer Ankunft in Süd- Bessarabien, folgten sie den Jahreszeiten mit dem natürlichen Ablauf der Natur „Sonne und Erde“. Mit unermüdlichem Fleiß, großer Ausdauer und ihrem angestammten Wissen, legten sie den Grundstein für ihre neue Heimat. Über fünf Generationen bezwangen die Bessarabiendeutschen ihre Schwarzmeersteppe. Stets angetrieben in demutsvollem, unerschütterlichen Glauben an den „Schöpfer dieser Erde“.
Anfänglich war es ohne geeignete Verkehrsmittel, landwirtschaftliche Geräte und entsprechende Zugtiere, fast unmöglich die zugeteilten verwilderten Steppenflächen zu bewirtschaften. Mit bis zu „66 ha, pro Familie“ , je nach Anzahl der Bewohner einer Gemarkung, und einem von 1 ha beinhaltendem Hofplatz, standen sie vor kaum zu bewältigenden Herausforderungen. So Trinkwasser vorhanden und der Wasserstand nicht zu tief lag, erfolgten die Ansiedlungen der Dörfer inmitten der zugewiesenen Gemarkungen.Bei Besiedlungen in den Flussniederungen war die Trinkwasserfrage zwar geregelt, aber die Anbauflächen lagen weit außerhalb der Gemarkungen. Um dort das wilde Steppenland für die Aussaat vorzubereiten, galt es Anfahrtswege von teilweise mehr als zehn Kilometern zurückzulegen.
Neuerungen im Handwerk
Abgesehen davon fehlte es den Bessarabiendeutschen an geeigneten Zugtieren und starken, einsetzbaren landwirtschaftlichen Geräten. Zumal diese in den ersten Jahren der Besiedelung, wenn überhaupt, nur in einem sehr minderen und bescheidenen Umfang vorhanden waren. Deshalb befassten sich die Bauern anfänglich mehr mit Viehzucht und dem Fortschritt an Neuerungen ihres Handwerks. Vom Mangel in allen Bereichen ihres neuen Steppenlebens getrieben, entfalteten die Bessarabiendeutschen ihr mitgebrachtes Potential an einer Vielzahl an Möglichkeiten in fortwährendem Wachsen.
Die Leidenschaft galt ihren Pferden
Der mit Pferden verbundene Kolonist widmete sich anfänglich besonders der Aufzucht feuriger Pferderassen in Bessarabien. Ebenso setzte sich dieser Trend in der Schaf-, Rinder- und Geflügelaufzucht fort. Auf den gemeinschaftlich genutzten und ortsnahen Weideflächen graste ihr Hornvieh, bewacht durch einen Hirten. Vor Sonnenuntergang fand ein jedes ihrer Tiere in seinen Stall zurück. Des morgens früh führte der Hirte die Tiere wieder hinaus zum Grasen, in die Steppe. Andere Gemarkungen, entsprechend ihrer Lage und Bodenbeschaffenheit, investierten vorrangig in den Wein- und Obstanbau.
Mit kräftigen Pferden, entsprechenden Gerätschaften und dem „Steppenwagen“ ausgestattet, entwickelte sich immer mehr die Landbewirtschaftung
Mit den nun erforderlichen handwerklichen Gerätschaften, ihren kräftigen Pferderassen vor einem eigens für die Unwegbarkeiten der Steppe gebauten Pferdewagen, dem sogenannten „Steppenwagen“, war es dem Bessarabiendeutschen nun möglich seine weit entlegenen Ackerflächen zu erreichen und zu bewirtschaften. Oft um zwei Uhr früh fuhren die Bauern mit Pferd und Wagen, ihrer Steppenkiste und entsprechenden Ackergeräten beladen, einem harten und langen Arbeitstag entgegen. Bei Morgengrauen konnte mit der Feldarbeit begonnen werden. Der Acker- und Getreideanbau in Bessarabien, wurde mit den Jahren stetig intensiver betrieben. Teilweise auch unter Hinzunahme ihrer Weideflächen. Gemäß der dann noch zur Verfügung stehenden Fläche wurde der Viehbestand angepasst.
Die Erweiterung der Eisenbahnlinie
Erst die Erweiterung der Eisenbahnlinie in Süd- Bessarabien verband die Steppendörfer dichter miteinander. Die Handelsmetropole, der Hafen von Odessa, diente dem Getreide-Export in andere Länder. Immer mehr blühte der Export ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse in andere Länder auf.
Weitere Infos finden Sie hier:
https://www.bessarabien.blog/oekonomie-dahoam-in-bessarabien/
Brienne
Heimat meiner Eltern und Großeltern
Inmitten eines überwältigenden Ausblicks vom „Brienner Berg“ über die kraftvolle und weite Steppenlandschaft des Budschaks, erstreckt sich die Kolonie Brienne am Steppenfluss Kogelnik.
Prächtige Weingärten und fruchtbare Obstgärten, rechts und links der breiten Chaussee weiße aus dem Muschelkalkstein des Brienner Steinbruchs erbaute Häuser mit weißen und schnurgeraden Hofmauern, prägten einst das Bild der Kolonie „Brienne“.
Dahinter in greifbarer Nähe, durch den Kogelnik getrennt, liegt die Nachbarkolonie Arzis im Tale. Die häufigen Überschwemmungen des immer wieder über die Ufer tretenden Kogelniks konnten die Brienner, im Gegensatz zu den Arzisern, unbesorgt aus der Anhöhe betrachten.
Der Name Brienne sowie Arzis leitete sich von den gewonnenen Schlachten durch die Verbündeten gegen Napoleon, im Jahre 1812 ab.
Im Jahre 1816 erfolgte die Gründung Briennes. Eine baumlose Steppe, die „Steppe Nr. 15“.
Bald schon wich der Notbehelf ihrer Erdhütten, massiven Steinhäusern durch den Abbau im eigenen Steinbruch, der Brienner Berge.
Die Einnahmen des Steinbruchs für den Hausbau ihrer eigenen Kolonie und den unmittelbaren Nachbarorten, verhalfen der Gemeinde zu einem guten Einkommen. Lehm bzw. Batzenbauten gehörten in Brienne bald weitestgehend der Vergangenheit an.
Ein zwischen vorderer Hofmauer und Wohnhaus angelegtes Blumengärtchen schmückte ihre Häuser.
Jeder Hof der Bessarabiendeutschen Kolonisten hatte eine Größe von 232 m Länge und 47 m Breite. Eine Hof- und Straßenmauer zog sich vor der mehr als 20 Meter breiten Dorf-Chaussee von Hof zu Hof. Die Wohnhäuser mit anschließenden Wirtschaftsgebäuden, lagen nur einige Meter von der vorderen Hofmauer getrennt. Ebenso schützte eine hintere Hofmauer, den Hof vor Eindringlingen.
Außerhalb dieser rückwärtigen Umzäunung befand sich der Dreschplatz, die Spreuhütte, der Strohschober , der Gemüse- und Obstgarten- sowie in Hanglage der Weingarten.
Mit ihrem Steinbruch besaß die Gemarkung Brienne 5560 Hektar Land, sodass die ersten 84 Ansiedlerfamilien jeweils 60 Hektar Land erhielten.
Weitere Infos finden Sie hier: https://www.bessarabien.blog/bessarabiendeutschen
Die Anhöhe Briennes bot alle Voraussetzungen für einen guten Obst- und Weinanbau. Ebenso spielte die Pferdezucht eine ausschlaggebende Rolle und war wirtschaftlich lukrativer als die Landwirtschaft. Man sagte, nur von den Friedenstalern konnte die Pferdezucht übertroffen werden.
Durch den wirtschaftlichen Umschwung nach dem Ersten Weltkrieg, konnte Brienne durch die Züchtung vom graublauen Steppenrind auf das das Rassevieh eine beträchtliche Neueinnahme verzeichnen.
Mit dieser Entwicklung konnten die Brienner die Milchproduktion enorm steigern und damit den Weg zur Gründung der Molkerei- und Milchgenossenschaft „Danemarka“ ebnen. Mein Großvater, Eduard Schell aus Brienne, war im Nebenerwerb als Landwirt Angestellter dieser Molkerei.
Aber auch im Handwerk verzeichnete Brienne einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dreizehn Tischlereien, vier Schmieden, drei Schlossereien, acht Schuster, sieben Schneider, sechs Maurer, drei Böttcher, einen Drechsler, einen Uhrmacher und zwei Kolonialgeschäfte konnten die Brienner im Jahre 1940, ihr Eigen nennen. Mit einem Spaziergang in den zwei Kilometer entfernten Marktflecken Arzis, erledigten die Brienner alle notwendigen Einkäufe auf die Schnelle.
Im Jahre 1839 begannen die Brienner mit dem Bau ihrer ersten Kirche.
Allerdings musste, mit dem Ausbruch der Pest, dieser Bau bis zum Jahre 1849 zwangsläufig unterbrochen werden. Erst im Jahre 1852 fand die Einweihung statt. Nur leider war ihre Kirche, durch die zwischenzeitlich stark angewachsene Bevölkerung, schon wieder zu klein.
Ein neuer Kirchenbau war finanziell nicht möglich. Die Kolonie musste vorrangig in ein neues und größeres Schulgebäude investieren. In ein allen Anforderungen entsprechendes Schulhaus, im Jahre 1904, flossen ihre mittlerweile angesparten 9000 Rubel aus dem Kirchenbaukapital. Ein Erweiterungsbau auf dem Schulhof, die Küster- und Küstergehilfenwohnung, wurde von der Gemeinde im Jahre 1908 fertiggestellt.
Erst im Jahre 1934 wurde in Brienne der Grundstein für einen großen und teilweise im gotischen Stil gehaltenen Kirchenneubau gesetzt. Der Rohbau mit den eingesetzten Fenstern war mit 1,5 Millionen Lei abgeschlossen.
Als Hauptgemeinde gehörte Brienne, seit der Gründung des Kirchspiels, zu Arzis. Bis heute ist die Schule Briennes, in der Dorfmitte eine Augenweide. Die alten Dielenbretter, der alte Ofen im Klassenzimmer und der Nuschnik auf dem Schulhof, „deutsche Geschichte“. Die heutige Bevölkerung setzte sich für für den Erhalt dieses wunderschönen Gebäudes ein. Einst von meinen Ahnen erbaut, lehren sie dort auch heute ihre Kinder. Sie gaben dem Gebäude einen hell leuchtenden Anstrich.
Auf einer Anhöhe oberhalb des Gässles liegt der ehemalige deutsche Friedhof. Verborgen zwischen hohem Gestrüpp und Buschwerk befinden sich die Gräber meiner Ahnen. Einige Grabsteine liegen verstreut am Abhang. Über die Jahrzehnte hat die Witterung die Lesbarkeit der Inschrift beeinträchtigt, aber nicht unmöglich gemacht.
Sehr viele Häuser haben durch den soliden Steinbau die Zeit gut überlebt. Mit einem Brienner Ortsplan ist es kein Problem die ehemals deutschen Anwesen den früheren Besitzern zuzuordnen.
Weitere Infos finden Sie hier:
htpp://www.bessarabien.blog/privilegien/
https://www.bessarabien.blog/brienne/
An dieser Meeresküste gab es schon in der Antike blühende griechische Kolonien und befestigte Städte. Noch bis zum Jahre 1878 stand die Dobrudscha unter osmanischer Herrschaft mit türkischen und tatarischen Bewohnern. Nach dem Unabhängigkeitskrieg von 1877/1878 fiel sie größtenteils an Rumänien. Die Dobrudscha umfasst vom Donaudelta mit dem Unterlauf der Donau am Schwarzen Meer, mehr als 23 000 Quadratkilometer und erstreckt sich weiter in westlicher Richtung über den Karpatenbogen. Seit 1940 ist die Dobrudscha zwischen Rumänien und Bulgarien geteilt. Ein bedeutender und heute bekannter Ort dieser Region ist Konstanza.
Schon im Jahre 1841 fanden die ersten
Ansiedelungen in der Dobrudscha statt. Aus Landnot wanderten im Jahre 1841 aus den bessarabiendeutschen Kolonien deutsche Familien nach Mecin, um sich nach einem kurzen Verweilen im Folgejahr 1842, in dem von Türken bewohnten Dorf Akpunar, niederzulassen. Die Siedlungsgeschichte der Dobrudschadeutschen Volksgruppe währte nur 100 Jahre, über vier Generationen. Eine um diese Zeit entstandene deutsche Siedlung in der Muntenia besteht bis in unsere heutige Zeit und war über Jahrzehnte eine Durchgangsstation in der Dobrudscha. Diese Siedlung mit dem Namen „Jakobstal“ entwickelte sich bedeutungsvoll in der Geschichte der Deutschen. Jakobstal liegt sechs Kilometer nördlich von Braila.
Es war die Folge einer Verordnung des Erbrechts der russischen Regierung. Dieses Gesetz verbot, dass das ihnen einst zugeteilte Land in den Mutterkolonien, weder von den Bauern selbst noch von deren Erben, weder verkauft noch geteilt werden durfte. Denn durch dieses Erbrecht fiel das väterliche Erbe stets an den jüngsten Sohn. Bedingt durch die große Kinderschar in den deutschen Kolonien, gingen die älteren Söhne leer aus. Für die vom elterlichen Erbe ausgeschlossene Söhne war eine Landflucht die Folge, um eigenes Land zu erwerben oder zu pachten. Viele suchten deshalb ihr Glück außerhalb. Für einige führte der Weg über die Landesgrenze, in das bis 1878 unter osmanischer Herrschaft stehende Reich, der Dobrudscha, das heutige Rumänien.
Gründe in der Dobrudscha zu siedeln, war nicht nur der Landmangel, sondern auch der Verlust zugesagter Privilegien der russischen Regierung. In drei Perioden erfolgte die Einwanderung der Deutschen in die Dobrudscha. Allein aus Krasna/Bessarabien, ließen sich im Jahre 1876 mehr als 30 Familien in dem großen Tatarendorf Karamurat nieder. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts strömten deutsche Siedler aus Bessarabien, dem südrussischem Gouvernements Cherson, Jekaterinoslaw und Taurin ins Landesinnere. Einige Durchgangsstationen und Besiedlungen waren: Akpunar, Kataloi, Tulcea, Malcoci, Atmagea, Ciucurova, Kogealak, Tari Verde, Cerna-Voda, Cololia, Anadolchioi, Horosla, Kobadin, Sarighiol, und Mamuslia. Der geringe Bevölkerungsanteil der Deutschen mit nur 1,5 Prozent, in dem unter osmanischer Herrschaft (bis 1878) stehendem Gebiet, machte eine Gründung rein deutscher Dörfer größtenteils nicht möglich. Die Dorfgemeinschaften mit vielen unterschiedlichen Nationen, ermöglichte nur eine Integration in deutschen Ortsvierteln.
Neben Rumänen, Bulgaren, Türken, Tataren, Russen, Griechen, Tscherkessen, Juden…, war der Anteil der Deutschen nur eine kleine Splittergruppe. Durch unterschiedliche Religionen, Sitten, Gewohnheiten und Sprachen dieser Ethnien, war ein harmonisches dörfliches Gemeinschaftswesen nicht gegeben. In 67 von Deutschen bewohnten Orten konnte nur in 28 Gemeinden ein deutsches Gemeindeleben praktiziert werden. Davon erfolgte in nur 20 Gemeinden der Schulunterricht in deutscher Sprache.
Mit dem PKW durch Rumänien
Tägliche wechselnde Übernachtungen in den Privathäusern rumänischer Familien, hinterließen in meinem Inneren nachhaltige Eindrücke und Erlebnisse über „Land und Leute“. Wunderbare Begegnungen mit der dort lebenden Bevölkerung in verschiedenen Orten, waren für mich, Christa Hilpert-Kuch im Jahre 2004, sehr bewegend und bereichernd. Einige Fotos meiner Rumänienreise möchte ich in diesem Zusammenhang veröffentlichen.
Eingerahmt wie ein flatternder Wimpel, zwischen Dnjestr und Pruth. Von der südlichen Grundlinie der Donau, unterhalb Galatz – mit ihrem Kilia Mündungsarm und dem Liman-Ufer des Schwarzen Meeres, erstreckt sich die Landesgrenze Bessarabiens. https://www.bessarabien.blog/geschichte
Im früheren und späteren Mittelalter war Bessarabien geschichtlich als ein bedeutender Grenzwall und Korridor für einströmende Völkerschaften von Osten nach West- und Südeuropa und umgekehrt. Auch archäologisch, wegen der zum Teil kilometerlangen seltsamen Erdaufhäufungen seiner „Trajanswälle“ und seinen zahlreichen „Kurganhügeln“, (Begräbnisstätten von Pferden und Menschen) war Bessarabien einer der interessantesten „Wimpel der Welt“.
zwischen mit den Flüssen „ Dnjestr und Pruth“. Als Karpatenausläufer ist Nordbessarabien eine Hochebene und liegt auf durchschnittlich 400 Metern über dem Meeresspiegel. Nordbessarabien zeigt sich mit einem beeindruckenden und abwechslungsreichen Landschaftsbild. Es besticht mit seinen kleinen Eichen- und
Buchenwäldern und seinen tiefen Schluchten. Zu damaliger Zeit erstreckten sich die Buchenwälder bis nach Mittelbessarabien hinein. Südbessarabien liegt auf auf einer Höhe von 200 Metern über dem Meeresspiegel und ist ein flachwelliges Hügelland ohne Baumbestand. Über ein Dreieck, aus dem
Tatarischen wird es Winkel genannt, zeigt sich Südbessarabien in dieser Linienform von Bender nach Akkerman bis Ismail. Dieser Winkel in Südbessarabien wurde „Budschak“ genannt. Der Budschak war das erste Siedlungsgebiet für unsere deutschen Einwanderer in Süd-Russland ab dem Jahre 1814, mit den Gründungen der ersten 25 Mutterkolonien.
Von einer sagenumwobenen und mannshohen Steppe, wurden unsere Bessarabiendeutschen Urväter zur Dorfgründung empfangen. Wenn man einmal davon absah, welche Herausforderungen auf die Kolonisten warteten, war man von der Kraft und Schönheit dieser Natur überwältigt! So weit das Augenlicht in den blauen Horizont
reichte, eröffneten sich ihm leuchtende Wogen wilden Grases, mit unzähligen Blumen und einer Vielzahl an Vogelstimmen. Eine weitausladende, wellige und kraftvolle Steppe, am Tage und bei Nacht. Des Nachts ein hell erleuchteter Himmel mit Millionen von funkelten Sternen, zum Greifen nah!
Diese wilde unberührte Steppe, zwischen Pruth und Dnjester, hatte noch niemals einen Pflug gesehen. Unter dem
wilden Steppengras ruhte im Verborgenem eine bis zu zwei Meter dicke Schicht fruchtbarer Schwarzerde, mit einem Humusgehalt von drei bis zu sieben Prozent! Das Urbarmachen dieser Erde sollte unseren Vorfahren erst zum Fluch und dann zum Segen gedeihen.
Wenn schneereiche Winter und sanfte Niederschläge im frühen Sommer dem Samen die notwendige Feuchtigkeit schenkten, bekamen die Bauern ihren Lohn, für alle ihre Mühen. Diese, „ihre kostbare Schwarzerde“ war der wahre Reichtum Bessarabiens, „ihrer Wahlheimat“!
Deutsche Kultur und Sprachgebrauch in einer fremdstämmigen Umgebung, waren von entscheidender Bedeutung und überlebenswichtig für unsere bessarabiendeutschen Vorfahren in Russland. Bei ihrer Ankunft ab dem Jahre 1814 in Bessarabien, trugen sie diese Werte fest verankert in ihrem wenigen Reisegepäck. Das Erlernen der 1.)russischen und 2.) rumänischen Sprache sicherte das Überleben ihrer eigenen Kultur in ihrer Erkenntnis und Anpassungsfähigkeit. In ihrer 125-jährigen Siedlungsgeschichte, über fünf Generationen, bewahrten sie ihr mitgebrachtes Kulturgut – mehr noch – es erwies es sich als hilfreich bei ihrer opfervollen – aber dennoch unter allerschwersten Belastungen gelungenen Integration. Auch als Seelentröster für unsere Ururahnen in der Fremde, erwies sich Ihre deutsche Muttersprache – bei dem immer wieder aufflammenden Heimweh nach Zuhause, als sehr liebevoll. Ihre deutsche Sprache war das kulturelle Zentrum zwischen Ost und West.
Altdeutsches Reich Nord- Ost- Süd- West
Die aus verschiedensten Landesteilen des Altdeutschen Reiches mitgebrachte Muttersprache der Siedler (Dialektik), spiegelte sich in den verschiedenen bessarabiendeutschen Kolonien wieder. Da ihre überwiegende Mehrzahl aus Baden Württemberg entstammte, wurden die unterschiedlichsten „Vaterland`s Dialekte“ von der schwäbischen Mundart „einmal mehr oder weniger“ überlagert. Durch den unmittelbaren Einfluss fremdstämmiger Nachbarkolonien, wurde die eigene Dialektik nochmals durch fremdsprachliche Ausdrücke aus dem Russischen und Rumänischen erweitert und in ihren eigenen Sprachgebrauch übernommen. Vorzugsweise für Handeltreibende auf den Märkten (Käufer oder Verkäufer), aber insbesondere in den Amtsstuben der deutschen Kolonien, war eine Sprachgewandtheit der russischen und rumänischen Sprache unumgänglich. Aus dieser Sprachentwicklung bildete sich eine erweiterte Sprach-Kultur, die letztlich einen festen Platz in der „Bessarabischen Kultur – Geschichte“ einnahm.
Was von der bessarabischen Mundart heute noch in der sechsten und siebten Generation nach 1814 erinnert wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Doch schauen Sie sich nach einem Bessarabiendeutschen oder seinen Nachgeborenen um und bitten Sie diese Personen zu übersetzen! Gerade unseren Betagten bringt die bessarabische Mundart ein Stück Heilung in ihrem „Heimatverlust“. Mit Freude wird man sich an vieles erinnern, sodass sie ins Erzählen geraten. Auch die Nachgeborenen der 1940 – 1970 Jahre, dürfen herausgefordert werden. Diese untenstehende Kostprobe der bessarabischen Mundart machte das Leben unserer Vorfahren aus.
Viel Vergnügen. Die Freude wird auf beiden Seiten sein!
bessarabisch |
übliche Bezeichnung | Nr. | bessarabisch |
Arbusen | 36 | Kapitza | |
Baschtan | 37 | Kantschuk | |
Batlitschanna | 38 | Käsknöpfle | |
Batza | 39 | Knochahutsch | |
Bauchkremma | 40 | Kopitza | |
Beemle | 41 | Kussa | |
Blättle | 42 | Kwast | |
Blosbälgle | 43 | Labbach | |
Bobbele | 44 | Leible | |
Borscht | 45 | Mamlig | |
Branduscha | 46 | Mamme | |
Burga | 47 | Nuschnik | |
drenna | 48 | Nussaschnaps | |
Durak | 49 | Pelzamärte | |
Durchgedrehte | 50 | Placht | |
Ehne | 51 | Platschenda | |
Feldscheriza | 52 | Plärra | |
Galoscha | 53 | Riebele | |
gangene Küchla | 54 | Schamadan | |
Geschwistrichskend | 55 | Schlappich | |
Gluf | 56 | Schneeballa | |
Gosch | 57 | Schober | |
Gsells | 58 | Schwefele | |
Gugommer | 59 | Spitzbuba | |
Häfele | 60 | Steppkasta | |
Hahnerle | 61 | Stierum | |
Harbiwaga | 62 | Strudla | |
Harman | 63 | Tabohrig | |
Hasabrot | 64 | Verdämpfte | |
heila | 65 | Welschkorn | |
Henawelt | 66 | Woifässle | |
Henschich | 67 | Ziebeba | |
Holubzi | 68 | Ziefer | |
Hutschele | 69 | Zirenka | |
Kalladez | 70 | Zuckerle |
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