Die Entwicklung in den bessarabiendeutschen Gemarkungen
wurden vorrangig durch ihre geschlossene Siedlungsweise und eigene Lebensform geprägt. Ihre mitgebrachten Traditionen, Brauchtum, Sitte und Religiosität bildeten das Fundament in dem „Vielvölkerstatt Russland“. In besonderer Weise standen diese herausragenden Tugenden für eine gelingende Zukunft des Bessarabiendeutschen. Nach ihrer Ankunft in Süd- Bessarabien, folgten sie den Jahreszeiten mit dem natürlichen Ablauf der Natur „Sonne und Erde“. Mit unermüdlichem Fleiß, großer Ausdauer und ihrem angestammten Wissen, legten sie den Grundstein für ihre neue Heimat. Über fünf Generationen bezwangen die Bessarabiendeutschen ihre Schwarzmeersteppe. Stets angetrieben in demutsvollem, unerschütterlichen Glauben an den „Schöpfer dieser Erde“.
Verwildertes Steppengras
Anfänglich war es ohne geeignete Verkehrsmittel, landwirtschaftliche Geräte und entsprechende Zugtiere, fast unmöglich die zugeteilten verwilderten Steppenflächen zu bewirtschaften. Mit bis zu „66 ha, pro Familie“ , je nach Anzahl der Bewohner einer Gemarkung, und einem von 1 ha beinhaltendem Hofplatz, standen sie vor kaum zu bewältigenden Herausforderungen. So Trinkwasser vorhanden und der Wasserstand nicht zu tief lag, erfolgten die Ansiedlungen der Dörfer inmitten der zugewiesenen Gemarkungen.Bei Besiedlungen in den Flussniederungen war die Trinkwasserfrage zwar geregelt, aber die Anbauflächen lagen weit außerhalb der Gemarkungen. Um dort das wilde Steppenland für die Aussaat vorzubereiten, galt es Anfahrtswege von teilweise mehr als zehn Kilometern zurückzulegen.
Neuerungen im Handwerk
Abgesehen davon fehlte es den Bessarabiendeutschen an geeigneten Zugtieren und starken, einsetzbaren landwirtschaftlichen Geräten. Zumal diese in den ersten Jahren der Besiedelung, wenn überhaupt, nur in einem sehr minderen und bescheidenen Umfang vorhanden waren. Deshalb befassten sich die Bauern anfänglich mehr mit Viehzucht und dem Fortschritt an Neuerungen ihres Handwerks. Vom Mangel in allen Bereichen ihres neuen Steppenlebens getrieben, entfalteten die Bessarabiendeutschen ihr mitgebrachtes Potential an einer Vielzahl an Möglichkeiten in fortwährendem Wachsen.
Die Leidenschaft galt ihren Pferden
Der mit Pferden verbundene Kolonist widmete sich anfänglich besonders der Aufzucht feuriger Pferderassen in Bessarabien. Ebenso setzte sich dieser Trend in der Schaf-, Rinder- und Geflügelaufzucht fort. Auf den gemeinschaftlich genutzten und ortsnahen Weideflächen graste ihr Hornvieh, bewacht durch einen Hirten. Vor Sonnenuntergang fand ein jedes ihrer Tiere in seinen Stall zurück. Des morgens früh führte der Hirte die Tiere wieder hinaus zum Grasen, in die Steppe. Andere Gemarkungen, entsprechend ihrer Lage und Bodenbeschaffenheit, investierten vorrangig in den Wein- und Obstanbau.
Mit kräftigen Pferden, entsprechenden Gerätschaften und dem „Steppenwagen“ ausgestattet, entwickelte sich immer mehr die Landbewirtschaftung
Mit den nun erforderlichen handwerklichen Gerätschaften, ihren kräftigen Pferderassen vor einem eigens für die Unwegbarkeiten der Steppe gebauten Pferdewagen, dem sogenannten „Steppenwagen“, war es dem Bessarabiendeutschen nun möglich seine weit entlegenen Ackerflächen zu erreichen und zu bewirtschaften. Oft um zwei Uhr früh fuhren die Bauern mit Pferd und Wagen, ihrer Steppenkiste und entsprechenden Ackergeräten beladen, einem harten und langen Arbeitstag entgegen. Bei Morgengrauen konnte mit der Feldarbeit begonnen werden. Der Acker- und Getreideanbau in Bessarabien, wurde mit den Jahren stetig intensiver betrieben. Teilweise auch unter Hinzunahme ihrer Weideflächen. Gemäß der dann noch zur Verfügung stehenden Fläche wurde der Viehbestand angepasst.
Die Erweiterung der Eisenbahnlinie
Erst die Erweiterung der Eisenbahnlinie in Süd- Bessarabien verband die Steppendörfer dichter miteinander. Die Handelsmetropole, der Hafen von Odessa, diente dem Getreide-Export in andere Länder. Immer mehr blühte der Export ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse in andere Länder auf.
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