Edwin Kelm

Nachruf  Dr. h.c. Edwin Kelm

Dr. h.c. Edwin Kelm verstarb im 92. Lebensjahr, am 7. April 2021, in Weissach im Tal. Geboren im Jahre 1929 in Friedenstal (Bessarabien) heute Mirnopolje/Ukraine, hat sich sein Lebenskreis im Jahre 2021 für immer geschlossen. Sein bewegtes Leben stand im Zeichen von Völkerverständigung, Liebe und Hingabe für seine Heimat Bessarabien. Voller Dankbarkeit dürfen wir auf die Hinterlassenschaften Edwin Kelms in Bessarabien schauen und in seinen Fußstapfen gehen.

In seiner Eigenschaft als Bundesvorsitzender der Bessarabiendeutschen Landsmannschaft, über mehr als zwei Jahrzehnte- und darüber hinaus bis zu seinem Tode, war seine Schaffenskraft für Bessarabien als Brückenbauer ungebremst. Heilbringend setzte sich Edwin Kelm für Bedürftige und insbesondere für Kinder ein. Er sanierte in Bessarabien Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, und widmete sich dem Kirchenbau wie in Akkerman, Albota und Sarata.

Dr. h.c. Edwin Kelm: Erbauer des Bauernmuseums Friedenstal, Bessarabien“.

Eine  bedeutende Hinterlassenschafte ist das „für alle Freunde Bessarabiens“, heutige interaktive „Dorf- und Bauernmuseum in Friedenstal“. Für diesen gelungenen Nachlass erwarb Dr. h.c. Edwin Kelm das Bauernhaus seines Großvaters um es für die Nachwelt als Museum auszubauen und zu erhalten.

Für den Wiederaufbau der ältesten im klassizistischen Stil erbauten Kirche in Sarata von 1843, erkämpfte er in den 1990er Jahren die Genehmigung für den Wiederaufbau. Mit Herzblut trieb er dieses Projekt voran. Dieses heutige Kulturdenkmal konnte er nach nur zwölf Monaten Bautätigkeit abschließen. Wie einst in alter Pracht ließ er den „Dom in der Steppe“ erstrahlen. Das Gotteshaus in Sarata ist heute für Gottesdienste der dort lebenden Bevölkerung und für alle Freunde Bessarabiens zugänglich.

Während seiner fünfzigjährigen aktiven touristischen Tätigkeit für Bessarabien, leistete Dr. h.c. Edwin Kelm unermüdliche Pionierarbeit. Seiner Person verdanken wir die touristische Erschließung Bessarabiens. Im Rahmen der Völkerverständigung führte der gebürtige Friedenstaler tausende Touristen aus der Bundesrepublik Deutschland und dem Ausland in ihre Heimatdörfer. Aus Altersgründen verabschiedete sich Herr Dr. h.c. Edwin Kelm im Jahre 2019 aus dem aktiven Reisegeschäft.

Inhaber des Kronenkreuzes in Gold seit 2001

Über Bessarabien hinaus bezeichnen weitere Anerkennungen, Ehrungen und Ehrenämter seinen besonderen Lebensweg. Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande 1983; Inhaber des Kronenkreuzes in Gold seit 2001; Erhalt der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Sarata, die Verleihung des Ehrendoktortitels in Chisinau im Jahre 2001 und vieles mehr. In seinem Heimatort Möglingen engagierte sich der Verstorbene als Kommunalpolitiker und mehrfach in der Landessynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Mit einer offenen Ehrlichkeit trat er seinen Mitmenschen stets entgegen. Diese Offenheit konnte durchaus verletzend sein. Wurde er darauf hingewiesen, hatte er durchaus die Stärke sich zu entschuldigen.

Wie dieser Sonnenuntergang „Am Schwarzen Meer“, endete der Mythos Bessarabien mit „Edwin Kelm“. Freunde Bessarabiens trauern um eine außergewöhnliche Persönlichkeit und verneigen sich vor einem großen willens- und durchsetzungsstarken Bessarabier – mit Herz und Verstand.       

Möge er bei Gott in Frieden ruhen.

Bessarabienreise in das Land unserer Vorfahren

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Bessarabienreise-zu-unseren-Vorfahren

Bessarabienreise in das Land unserer Vorfahren

Titelfoto: „Junge Bessarabienreisende“: Meine Tochter Kathrin Leonard geb. Hilpert und mein Schwiegersohn Stuart Leonard

Bessarabienreise-in-das-Land-unserer-Vorfahren von:   Christa Hilpert – Kuch:  „Erinnerungskultur Bessarabien“, nach Dr. h. c. E. Kelm.

Besonders jungen Interessierten wird in dieser Erinnerungs- und Unterhaltungsliteratur (kein wissenschaftliches Buch) „Bessarabienreise-in-das-Land-unserer-Vorfahren“  Einblicke in die bessarabiendeutsche Geschichte gewährt .

„Erinnerungskultur Bessarabien“: Mit den erzählten Erinnerungen in meinem Buch  „Bessarabienreise-in-das-Land-unserer-Vorfahren “ verbinde  ich einen ganz besonderen Herzenswunsch:      „Bessarabien nicht vergessen“ !    

Es soll vorwiegend die  junge und nachwachsende Generation (s. Titelfoto) erreichen.

Insgesamt machte ich bereits fünf Reisen in die Heimat meiner Ahnen. Aber erst während der Reise mit Dr. h.c. Kelm wurde mir bewußt, dass es nach ihm, für mich,  niemanden mehr geben wird, welcher mir Bessarabien transperenter schildern würde können. Diese Reise war für mich eine der wertvollsten Erfahrungen, neben den Schilderungen meiner Großeltern in meinem Elternhaus in Niedersachsen, welche ich in Bezug auf Bessarabien überhaupt machen konnte. Seine wertvollen Schilderungen wurden von mir während unserer privaten vierköpfigen Bessarabienreise durch die Ukraine und Moldawien im Juni und Dezember 2015 festgehalten und zu einem kleinen Reiseführer verfasst. Während sich die Ukraine im Krieg mit Rußland befand reiste ich sicher an der Seite des Bessarabienkenners und profitierte von seinem Wissen und seinen weitreichenden Verbindungen über Land und Leute. Dieses kleine Buch soll neugierig machen und das Interesse auf die Urheimat Bessarabiens wecken.

Geboren wurde Dr. h.c. E. Kelm im Jahre 1929, in     Friedenstal – Bessarabien Heutiger Name:            Mirnopolje/Ukraine

Weit mehr als 100 000 Reisende aus der gesamten Bundesrepublik Deutschland profitierten seit nunmehr  fünf Jahrzehnten von seinen Erfahrungen und Erinnerungen auf seinen Studienfahrten durch Bessarabien.

Mit diesem Bessarabienkenner reiste zunehmend nach den Bessarabien-Geborenen, die interessierte Kinder- und Enkelkinder-Generation durch die ehemaligen deutschen Dörfer. Eine besondere Stärke Dr. Kelms lag in seiner Begeisterungsfähigkeit und seiner unermüdlichen Tätigkeit als Brückenbauer.

D r. h.c. Edwin Kelm unternahm seine erste Bessarabienreise im Jahre 1966 gemeinsam mit seiner leider im Jahre 1911 verstorbenen Ehefrau Olga. In dem privaten PKW fuhr er von Möglingen über Wien, Budapest, Odessa, Klausenburg, Hermannstadt, Kronstadt, Bukarest, Galaz an die rumänische Grenze bei Husi. Rumänische und russische Grenzbeamte äußersten sich erstaunt über seine im Sperrgebiet liegenden Reiseziele Chisinau, Odessa sowie Friedenstal und Fürstenfeld, die Geburtsorte der Eheleute Kelm.

Zu sowjetischer Zeit stellte diese herausragende Unternehmung eine wahre Meisterschaft und ein wagemutiges Abenteuer dar.

Rundreise-Bessarabien-Land-unserer Vorfahren.
Bis zum Jahre 1978 sollten noch weitere acht Reisen in privaten PKWs folgen.
Dann kam der Durchbruch! Mit Reisebussen führte Dr. Kelm bis heute unzählige Landsleute aus der Bundesrepublik wie aus Übersee in ihre heimatlichen Geburtsorte.
Als heutiger Ehrenbundesvorsitzender und Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen von 1982 bis zum Jahre 2002, leistet er über Jahrzehnte außergewöhnliche Projekte für die heute dort lebende Bevölkerung der Ukraine und Moldawien. Im Rahmen der Völkerverständigung führte der gebürtige Friedenstaler bis heute  tausende Touristen sicher durch Bessarabien. Auf seinen Studienreisen wird er seit 24 Jahren von seinem Mitarbeiter und Assistenten Valeri Skripnik unterstützt. Der Bauingenieur Skripnik lebt in einem schmucken Einfamilienhaus in  Akkerman, Bilhorod-Dnistrovskyi ,  in der Puschkinstraße mit seiner Familie.    In klimatisierten und technisch einwandfreien Reisebussen vermittelte Edwin Kelm die Kultur- und Zeitgeschiche der bessarabiendeutschen Epoche von 1814 bis 1940. Seine unermüdliche Lebens- und Schaffenskraft und die Begeisterung für das ehemalige und heutige Bessarabien sind ungebrochen. Da ist es nicht erstaunlich, dass er bei seinen Studienreisen alle Altersgruppen für Bessarabien begeistern konnte und sie in seiner Liebe zu Bessarabien mitreißen konnte.
So erlebte ich den durchsetzungsstarken, damals 87-jährigen, inmitten der Steppenlandschaft in bewundernswerter Leidenschaft für Bessarabien.